Fachbeiträge
Nachfolgend finden Sie aktuelle Fachbeiträge aus dem Vorstand und von unseren Mitgliedern.
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Basierend auf den Erkenntnissen des Anlasses der BDO AG in Zürich: "Rechtsentwicklung 2025" - November 2024
Autor: Jörg Stehrenberger, lic. Iur. RA MASSHE R&W, Vorstandsmitglied SVWR
Neu werden juristische Personen auch für Abgaben und Steuern auf Konkurs betrieben. Das bedeutet, dass private Gläubiger profitieren können, indem der Kanton den Kostenvorschuss für das Konkursverfahren erbringt. Beim Mantelhandel schloss der Gesetzgeber eine Lücke betreffend „opting out der Revisionsstelle“. Diese speziellen Neuerungen dürften indes nicht die Lehrveranstaltungen tangieren.
In aller Munde ist das Urheberrecht im Zusammenhang mit KI. Die Schweiz hat die EU-Richtlinien nicht übernommen, sie sind dennoch zu beachten. Auch für den User sind Verwendung und Weiterleitung von durch KI verursachte Urheberrechtsverletzungen problematisch. Die Grenzen sind noch nicht ausgemacht, doch gilt: Wenn das ursprüngliche Werk ganz oder in Teilen wieder zu erkennen ist, gilt das Urheberrecht.
In der Nachlassplanung gibt es auch ohne neue Regelungen die bestehende Probleme. Die Formerfordernisse von Testamenten (inkl. Willensvollstreckerberufung) sind häufig Streitgegenstand. Bei Erbverträgen sollte man stets bedenken, dass für die Änderung wiederum alle Vertragsparteien zustimmen müssen.
Interessant – gerade für den Unterricht – sind die neuen Formen der Arbeit. Plattformworkers sind Arbeiter, die über eine Plattform an die Kunden gelangen und auch abgerechnet werden. Hier ist die Abgrenzung zum Auftrag und damit zur Form der Sozialversicherungsabrechnung zentral. Bei der Workation geht es um Vermischung von Arbeit und Ferien. Gewisse Länder binden die steuerrechtliche Erfassung an den Ort der Arbeitsleistung. Im europäischen Umfeld gilt auch hier die Steuerpflicht bei Aufenthalten über der Hälfte der Tage. Der Nachweis ist stringent zu erbringen, was eine hohe Hürde darstellt. Gerade in Trennungssituationen oder bei Arbeitswechseln muss sich der Arbeitnehmer im Ferienland beraten lassen.
Autorin: Franziska Hasselmann, Vorstandsmitglied SVWR
Zusammenfassung
Jugendliche nutzen Plattformen wie TikTok, Instagram und Wattpad, um sich über Bücher zu informieren und auszutauschen. Die Forschung hat vier Pfade der digitalen Teilhabe identifiziert: Einsamkeit führt zur Online-literarischen Verwandtschaft, Neugier zur literarischen Intuition, Freundeskreise zur literarischen Intimität, und soziale Gerechtigkeit zum literarischen Aktivismus. Diese Routen sind flexibel und basieren auf individuellen Erfahrungen. Eine kritische Pädagogik wird empfohlen, um digitale Intuition zu fördern, Machtverhältnisse zu erkennen und sozio-technische Gerechtigkeit zu erreichen.
Jugendliche (13 bis 23 Jahre) nutzen das Internet, um sich über Bücher zu informieren und auszutauschen, insbesondere über Plattformen wie TikTok, Instagram und Wattpad. Die phänomenologische Forschung hat vier Pfade der digitalen Teilhabe identifiziert:
- Pfad 1: Von Zuhause zur Online-literarischen Verwandtschaft.
Leserinnen und Leser, die sich zuhause literarisch isoliert fühlen, finden online eine Gemeinschaft, um aus der Einsamkeit herauszukommen.
- Pfad 2: Von der Schule zur Online-literarischen Intuition.
Angetrieben von schulischen Aufgaben, suchen Jugendliche online nach Buchinformationen und
entwickeln eine intuitive Art der Informationssuche.
- Pfad 3: Vom Freundeskreis zur Online-literarischen Intimität.
Junge Frauen teilen ihre Lektüren und Reaktionen auf Bücher sowohl offline als auch online, und
schaffen so enge literarische Gemeinschaften.
- Pfad 4: Von der Gemeinschaft zum literarischen Widerstand und digitalem Aktivismus. Leser, die soziale Gerechtigkeit suchen, nutzen digitale Plattformen, um gegen Ungleichheiten vorzugehen und literarischen Aktivismus zu betreiben.
Die Forschung unterstreicht, dass digitale Teilhabe nicht statisch ist, sondern sich je nach individuellen Erfahrungen verändert. Jenseits einer Orientierung an der vorherrschenden Mehrheit, welche durch die sog. ‘Aufmerksamkeitsökonomie’ und Algorithmen gebildet wird, kann Desorientierung kann dabei neue Wege des Umgangs mit Literatur und digitalen Systemen eröffnen. Eine kritische Pädagogik wird empfohlen, um digitale Intuition zu fördern, Machtverhältnisse zu erkennen und sozio-technische Gerechtigkeit zu erreichen. So wird analog zur literarischen Intuition und deren Strukturen Neugierde und Bewusstsein für digitale Strukturen geweckt.
Bildung in digitaler Intuition würde junge Menschen dazu befähigen, die digitalen Welten, in denen sie leben, zu durchdringen und kritisch zu hinterfragen. Das bedeutet:
- Neugierde wecken: Nicht nur für Bücher und Geschichten, sondern auch für die Strukturen und Funktionen digitaler Plattformen.
- Machtverhältnisse erkennen: Verstehen, wie Algorithmen und digitale Systeme ihre Entscheidungen und Erfahrungen beeinflussen.
- Kritisches Denken fördern: Fragen stellen, die die Positionen menschlicher und nicht-menschlicher Macht aufdecken, um zu erkennen, wie diese sich gegenseitig beeinflussen.
- Soziale Gerechtigkeit betonen: Eine Bildung, die sozio-technische Gerechtigkeit fördert und ein kritisches Bewusstsein über digitale Räume schafft.
Wirtschafts- und Rechtunterricht konkret:
- Pfad 2 – die Entwicklung einer Intuition bei der Suche nach Informationen
- Konzept der Aufmerksamkeitsökonomie
- Olson ‘Infernia’
Quelle:
Santa María, K. Rutten, C. Aliagas-Marín (2024), Youth's experiences with books: Orientations towards digital spaces of literary socialization. Poetics, Volume 104.